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Tätigkeitsbericht 2017 des Arbeitsamtes

Arbeitsmarkt: Arbeitslosigkeit nun schon zum 3. Mal in Folge rückläufig

Nun schon im dritten Jahr in Folge ist die Zahl der Arbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft rückläufig (-6,7% im Vergleich zum Vorjahr) und beläuft sich im Jahresdurchschnitt 2017 auf 2.567 Personen. Dies entspricht einem Rückgang um 186 Personen im Jahresschnitt. Die Arbeitslosenquote sank von 8,1% im Vorjahr auf 7,6% im Schnitt 2017. Damit war die positive Entwicklung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft diesmal sogar noch besser als in Flandern (-5,4%) oder in der Wallonie (-4,7%). Und diese Entwicklung setzt sich noch verstärkt 2018 weiter fort.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitierten alle Altersgruppen, alle Ausbildungsniveaus und auch Personen mit längerer Arbeitslosigkeitsdauer. Lediglich bei den schon seit mehr als 5 Jahren arbeitslosen Personen gab es einen weiteren Anstieg. Im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, wo die Arbeitslosenrate bei nur noch 3,7% liegt, war der Rückgang prozentual gesehen sogar noch stärker als im Norden, wo die Rate bei 10,2% liegt. Das Thema des Fachkräftemangels wird also immer akuter in Ostbelgien.

Problematisch bleibt nach wie vor die Situation der älteren Arbeitsuchenden: 35% der Arbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind älter als 50 Jahre. Und bei diesen älteren Arbeitslosen verfestigt sich der Kern der Langzeitarbeitslosen – wobei die Mehrzahl von ihnen sogar schon älter als 60 Jahre ist. Dies stellt natürlich für die Arbeitsberater eine besondere Herausforderung dar, da auch die über 60jährigen mittlerweile dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen, wenn auch nur in „angepasster“ Form. Auch der Anteil der Nicht-EU-Bürger an den Arbeitslosen steigt von Jahr zu Jahr, so dass sich hier nach wie vor ein besonderer Handlungsbedarf zeigt.

Der Stellenmarkt hat sich 2017 weiter positiv entwickelt, und das, nachdem die Zahl der offenen Stellen schon in den Vorjahren deutlich zugenommen hatte. Die Zahl der dem Arbeitsamt gemeldeten offenen Stellen ist mit 1.352 um 2% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Lässt man die ABM-Stellen außen vor, so ist die Zahl der Stellen aus dem normalen Wirtschaftskreis im Vergleich zum Vorjahr um 5% gestiegen. Auffällig ist der starke Anstieg der beim Arbeitsamt aufgegebenen Stellenangebote aus dem benachbarten Ausland (Deutschland und Luxemburg) in den letzten Jahren: ihre Zahl hat sich zwischen 2013 und 2017 fast verdreifacht. Und der zunehmende Fachkräftemangel scheint sich jetzt auch in den Besetzungsquoten und der Besetzungsdauer zu zeigen: Erstere ist mit 83% zwar nach wie vor sehr hoch, aber doch deutlich gesunken im Vergleich zum Vorjahr, und Letztere hat sich um 5 Tage verlängert. 

Über eine 2017 in Angriff genommene Reform der Stellenvermittlungsprozesse im Arbeitsamt wird versucht, diese Dienstleistung weiter zu verbessern und zunehmend auch in das digitale Zeitalter zu überführen.

Betreuung der Arbeitsuchenden

Eine weitere Kernaufgabe des Arbeitsamtes ist Betreuung der Arbeitsuchenden, die in der Regel durch die Vereinbarung eines individuellen Aktionsplans konkretisiert wird. 2017 waren insgesamt rund 5.375 Personen zu betreuen, wovon 2.368 Neuzugänge waren. Dies ist ein weiterer leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, obwohl die Betreuung 2016 erstmals ausgedehnt wurde auf die Gruppe der 55-59-jährigen Arbeitslosen. Auch hier manifestiert sich jetzt also der allgemeine Rückgang der Arbeitslosigkeit.

Der Erfolg der Betreuung misst sich daran, dass 65% der seit 2004 beendeten Begleitverträge aufgrund von Arbeitsaufnahmen beendet werden konnten. 2017 belief sich der Wert auf 66%; dies entspricht knapp 1.700 Arbeitsaufnahmen.

Neben der allgemeinen Betreuung liegt auch ein besonderes Augenmerk auf den spezialisierten Betreuungsangeboten für arbeitsmarktfernere Zielgruppen, etwa die über die ÖSHZ eingetragenen Personen oder Personen mit psychischen, medizinischen und/oder sozialen Problemen, die eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt kurzfristig unmöglich machen. Hier allerdings stoßen die BeraterInnen des Arbeitsamtes oft an ihre Grenzen, da die passenden Antworten auf die Problemlagen meist nicht auf der Hand liegen. Ein 2016 begonnenes Pilotprojekt in Kelmis („Vermittlung wie aus einer Hand“) versucht hier neue Lösungswege aufzutun. Auch auf föderaler Ebene ist zumindest die Diskussion über die Schaffung eines gesonderten Statuts für Personen mit multiplen Problemlagen wieder aufgenommen worden.

Auch durch die geplante Reform der Zielgruppenpolitik in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ab 2019, d.h. die Reform der finanziellen Förderung der Einstellung gewisser Zielgruppen, erhofft man sich, dann noch gezielter die arbeitsmarktferneren Gruppen bei ihrer Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen zu können.

2016 wurden die Lokalen Beschäftigungsagenturen (LBA) ins Arbeitsamt integriert und Ende 2017 ist dann auch der räumliche Umzug in die Dienststellen des Arbeitsamtes erfolgt. Auch wenn die Dienstleistung als solche wie vorher weitergeführt wurde, galt es doch eine Vielzahl von organisatorischen und administrativen Herausforderungen zu meistern und die Strukturreform vorzubereiten. Hier mussten 2017 im Arbeitsamt und im Ministerium sehr umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden, von der Integration der LBA in das Informatiksystem des Arbeitsamtes über die Erstellung neuer Arbeitsverträge für die LBA-Arbeiter bis hin zur Vorbereitung des Scheckverkaufs und der Zahlungsflüsse. Dank des hohen Einsatzes aller betroffenen Mitarbeiter konnte dieser Übergang fließend und schlussendlich auch ohne auftretende Probleme bewältigt werden.

Berufliche Ausbildungen

Das Ausbildungsangebot des Arbeitsamtes, d.h. die Berufsbildungszentren für Büroberufe, für das Baufach und für Reinigungstechniken, wurde im Jahr 2017 nur noch von 141 Teilnehmer/innen (Arbeitslose und Beschäftigte) in Anspruch genommen. Hierbei spielt allerdings auch eine große Rolle, dass vakante Ausbilderstellen leider nicht besetzt werden konnten. 

Bei den qualifizierenden Ausbildungen externer Träger (FOREM-Ausbildungen, Sprachkurse, Abitur im zweiten Bildungsweg, Familien- und Pflegehelfer, Krankenpflege, …) waren rund 500 Teilnehmer zu verzeichnen. Weitere 180 zumeist schwer vermittelbare Personen wurden im Rahmen von Integrations- und Vorschaltmaßnahmen betreut, mit dem Ziel, sie sozial zu stabilisieren und wieder näher an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Auch in diesen externen Maßnahmen macht sich ein Teilnehmerrückgang bemerkbar. Über die Maßnahme „Individuelle Berufsausbildung im Unternehmen“ (IBU) konnten rund 140 Personen unter-nehmensnah ausgebildet und zumeist auch auf dem Arbeitsmarkt integriert werden.

Berufsorientierung

Der Fachbereich der Berufsberatung und -orientierung investiert zunehmend in internetbasierte Dienstleistungen, doch auch die klassische Einzelberatung hat nach wie vor eine große Bedeutung und wird nunmehr vorwiegend vom psychologischen Dienst gewährleistet. Nach wie vor werden auch zahlreiche Vorträge und Animationen in den hiesigen Schulen durchgeführt. Auch im Bereich Bewerbung und Coaching wurde neue Angebote entwickelt und erprobt. Seit 2016 ist die Erteilung von Freistellungen für Ausbildungen aufgrund der Kompetenzübertragungen als neue Tätigkeit ans Arbeitsamt übertragen worden. 2017 wurden rund 160 Anfragen bearbeitet und weitere Entwicklungen zeichnen sich aufgrund der geplanten Reform der Freistellungsgesetzgebung ab.

Kontrolle des Suchverhaltens

Auch die neue Zuständigkeit für die Kontrolle des Suchverhaltens und Sanktionierung der Arbeitslosen wurde nun im zweiten Jahr vom Arbeitsamt ausgeübt. Hier tritt nun zunehmend ein Abstimmungsbedarf zwischen den Anforderungen der Betreuung auf der einen Seite und der Kontrolle auf der anderen Seite zu tage. Eine konstruktive Herangehensweise an die Thematik sollte es erlauben, eine weitere Qualitätsverbesserung in der Dienstleistung insgesamt zu erreichen.

Dokumente und Downloads
Tätigkeitsbericht ADG 2016 (pdf 4,45 MB)
Tätigkeitsbericht des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft des Jahres 2016
Links
Weitere Links
Le Forem - Dienst für Ausbildung und Beschäftigung der Wallonischen Region
VDAB - Flämischer Dienst für Vermittlung und Ausbildung
Actiris - Dienst der Region Brüssel für Arbeitsvermittlung


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