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Ergotherapeut/in


1. Aufgaben und Tätigkeiten

Aufgaben

Ergotherapie hat zum Ziel, Menschen dabei zu helfen, eine durch Krankheit, Verletzung oder Behinderung verlorengegangene bzw. noch nicht vorhandene Handlungsfähigkeit im Alltagsleben zu erreichen.

In der Ergotherapie geht es nicht um mechanische Wiederherstellung körperlicher, geistiger oder psychischer Funktionen, sondern darum, dass der Mensch die verschiedenen Rollen und die damit verbundenen Aufgaben in seinem Leben wieder bestmöglicht einnehmen kann. Das Erreichen von größtmöglicher Selbständigkeit und Unabhängigkeit im Alltags- und/oder Berufsleben ist das Ziel. Der Behandlungsform „Ergotherapie“ liegt die Vorstellung oder das Konzept zugrunde, dass Kranke und Behinderte über alltags- bzw. handlungsorientierte Aktivitäten und Prozesse ihre für ein sinngebendes Leben erforderlichen Kompetenzen entwickeln, erhalten, wiedererlangen oder erweitern können. Zum einen geht es um eine Anpassung, die der Mensch an gegebene Umweltstrukturen zu leisten hat, zum anderen darum, Umweltstrukturen an den Betroffenen anzupassen.

Nach einer differenzierten ergotherapeutischen Befunderhebung werden gemeinsam mit dem Patienten und/oder dessen Angehörigen die individuellen Ziele erarbeitet, der Behandlungsplan erstellt und die entsprechenden Behandlungsmethoden und Medien ausgewählt.

Ergotherapeuten strukturieren eigenverantwortlich den Prozess der Behandlung. Sie geben gezielte Anleitung für den häuslichen und beruflichen Alltag und unterstützen die Schritte zur Selbständigkeit. Während des therapeutischen Prozesses müssen Ziele, Behandlungsplan und Behandlungsmethoden ständig dem Können des Patienten und der veränderten Situation angepasst werden.

Verschiedene Arbeitsfelder kommen in der heutigen Ergotherapie zum Einsatz:

  • Ergotherapie in der Pädiatrie wendet sich an Kinder vom Säuglings- bis ins Jugendlichenalter, wenn ihre Entwicklung verzögert ist, sie in der Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Behinderung bedroht oder betroffen sind.
  • In der Neurologie werden vor allem Erkrankungen des zentralen Nervensystems z.B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittslähmungen oder Multiple Sklerose behandelt. Diese weisen in der Regel sehr komplexe Störungsbilder auf, die sich vergleichsweise langsam und nur selten vollständig zurückbilden.
  • Ergotherapie in der Geriatrie wird bestimmt durch Erkrankungen, die durch den Alterungsprozess bedingt, einer ständigen Veränderung unterworfen sind.
  • In der Orthopädie behandelt die Ergotherapie Patienten aller Altersstufen mit Störungen aus den Bereichen der Orthopädie, Traumatologie und Rheumatologie. Die Beweglichkeit soll wieder hergestellt, die Muskulatur gekräftigt und die Geschicklichkeit und Koordination beider Hände und der einzelnen Finger normalisiert werden.
  • Ergotherapie in der Psychiatrie behandelt Patienten aller Altersstufen mit psychotischen, neurotischen und psychosomatischen Störungen sowie mit Suchterkrankungen.
  • Arbeitstherapie ist ein Behandlungsfeld der Ergotherapie, bei dem Arbeit unter wirklichkeitsnahen Bedingungen als Mittel der Therapie eingesetzt wird. Der Patient wechselt zunehmend aus der Rolle des Behandelten in die des Handelnden über.


Arbeitsmöglichkeiten

Ergotherapeuten und Ergotherapeutinnen arbeiten im Sozial- und Gesundheitswesen:

  • Krankenhäuser
  • Spezialkliniken
  • Vorsorge- und Rehabilitationskliniken
  • In Einrichtungen für behinderte Kinder, wie Sonderschulen, Kindergärten, Heimen und Frühbehandlungszentren
  • In geriatrischen Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen, Tageskliniken
  • In Einrichtungen der sozialen, medizinischen und beruflichen Rehabilitation und in Werkstätten für Behinderte
  • Psychiatrie
  • Privatpraxen

Tätigkeiten

  • Pädiatrie
    • Verbesserung der Bewegungsabläufe, der Tonusregulation und der Koordination
    • Umsetzung und Integration von Sinneswahrnehmungen/sensorische Integration und die Verbesserung der Körperwahrnehmung
    • Entwicklung und Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten wie Konzentration und Ausdauer
    • Integration des Kindes in Familie und Umwelt
    • Kompensation bleibender Defizite, u.a. auch durch Hilfsmittel
  • Neurologie
    • Hemmung und Abbau pathologischer Haltungs- und Bewegungsmuster und Bahnen normaler Bewegungen
    • Koordination, Umsetzung und Integration von Sinneswahrnehmungen/sensorische Integration
    • Verbesserung der zentral bedingten Störungen von Grob- und Feinmotorik
    • Verbesserung von neuropsychologischen Defiziten und Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Konzentration …)
    • Erlernen von Ersatzfunktionen
    • Training von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbständigkeit
  • Geriatrie
    • Förderung der motorisch-funktionellen Fähigkeiten für Mobilität und Geschicklichkeit
    • Aktivierung kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten
    • Anleitung zur Selbsthilfe beim Essen und Trinken, bei Körperpflege und Bekleidung
    • Beratung bei Wohnraum- und Hilfsmittelanpassungen
  • Orthopädie
    • Übungen zur Beweglichkeit, Muskelkraft, Ausdauer, Belastbarkeit und Sensibilität
    • Training von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbständigkeit
    • Beratung und Training zum Gelenkschutz
    • Abhärtung von Amputationsstümpfen und Training mit der Prothese
    • Beratung bzgl. geeigneter Hilfsmittel und Änderungen im häuslichen und beruflichen Umfeld
  • Psychiatrie: Entwicklung, Verbesserung und der Erhalt von:
    • Psychischen Grundleistungsfunktionen wie Antrieb, Motivation, Belastbarkeit, Ausdauer, Flexibilität und Selbständigkeit in der Tagesstrukturierung
    • Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsbearbeitung
    • Situationsgerechtem Verhalten, sozio-emotionalen Kompetenzen und Interaktionsfähigkeit
    • Psychischer Stabilität und Selbstvertrauen
  • Arbeitstherapie: Entwicklung von Förderprogrammen zur Verbesserung/Wiederherstellung von:
    • Grundarbeitsfähigkeiten wie Ausdauer, Konzentration, Tages- und Zeitstrukturierung
    • Sozialen Fähigkeiten wie Kontakt-, Durchsetzungs- und Anpassungsfähigkeit
    • Motorischen Fertigkeiten wie Feinmotorik und Geschicklichkeit
    • Körperlicher Belastbarkeit
    • Alltagskompetenzen
  • Übergreifende Tätigkeiten
    • Teambesprechungen
    • Kontaktaufnahme mit den Patienten
    • Patienten anleiten
    • Entwicklungsprozesse der Patienten beobachten und festhalten
    • Berichte verfassen

Arbeitsmittel und Objekte

Je nach Therapie verwenden Ergotherapeuten und -therapeutinnen eine Vielzahl unterschiedlicher Hilfsmittel.

Auf Basis ärztlicher Diagnosen erstellen sie maßgeschneiderte Therapiepläne. Sie beobachten und dokumentieren den Ablauf der Behandlungen, verfassen Berichte und rechnen mit den Krankenkassen ab. Bei vielen dieser Tätigkeiten verwenden sie Computer und einschlägige Software. Auch mit den modernen Bürokommunikationsmitteln sind sie vertraut.

Weitere Links
Le Forem - Dienst für Ausbildung und Beschäftigung der Wallonischen Region
VDAB - Flämischer Dienst für Vermittlung und Ausbildung
Actiris - Dienst der Region Brüssel für Arbeitsvermittlung
Eures - Das europäische Portal zur beruflichen Mobilität
Berufenet - Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit


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