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Arbeitsmarktstatistik

Arbeitsmarktentwicklung in Ostbelgien - Erstes Quartal 2024

Der Bericht zur aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarkts im ersten Quartal 2024 enthält Informationen zu den Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien, sowie den Stellenangeboten, die dem Arbeitsamt gemeldet wurden.

Arbeitslosenzahl steigt weiterhin leicht an

Ende März 2024 liegt die Zahl der Vollarbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei 2.392 Personen. Damit ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr um etwa 90 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenrate steigt ebenfalls von 6,1% im März 2023 auf nunmehr 6,4%.

Im Kanton Eupen ist die Arbeitslosenrate mit 8,4% nach wie vor deutlich höher als im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der mit einer Rate von 3,3% nahezu Vollbeschäftigung kennt. Die Arbeitslosenrate der Frauen ist mit 6,5% fast gleichauf mit diejenigen der Männer (6,3%). Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr betrifft in der Tat vorwiegend Männer.

Rund 56% der Arbeitslosen beziehen Arbeitslosengeld. Rund 17% werden von einem ÖSHZ unterstützt. Die übrigen Arbeitslosen beziehen ein anderes Ersatzeinkommen oder gar kein Ersatzeinkommen. So sind etwa 6% der Arbeitslosen Schulabgänger, die noch kein Anrecht auf Unterstützung haben.

Im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2023 ist die Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt um rund 6,3% (oder +142 Personen) gestiegen. Dieser Anstieg betrifft in der Hauptsache Personen, die kein Arbeitslosengeld beziehen. Dies hat zwei Ursachen.

Zum einen wurden die Regeln der Ein- und Austragung angepasst. Diese Anpassung verfolgt das Ziel, mehr Arbeitsuchende als bislang zu erfassen, um breiter informieren und begleiten zu können. ÖSHZ-Kunden sind nun, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zur Eintragung verpflichtet. Arbeitsuchende, die kein oder ein anderes Ersatzeinkommen beziehen, wird die Eintragung im Arbeitsamt empfohlen. Zudem werden sie nicht mehr automatisch nach drei Monaten aus der Datenbank ausgetragen. 

Die zweite Ursache des Anstiegs von Arbeitsuchenden ohne Arbeitslosengeld liegt in der steigenden Zahl von eingetragenen Ukraine-Flüchtlingen. Sie werden in der Regel vom ÖSHZ unterstützt. Zurzeit handelt es sich um knapp 180 Personen.

Der größte Teil der Arbeitslosen in Ostbelgien, nämlich rund 35%, sind älter als 50 Jahre (und davon die Hälfte sogar älter als 60 Jahre). Der Anteil der 50plusser zeigt allerdings seit dem Jahr 2020 eine leicht sinkende Tendenz. Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen fällt im März 2024 auf rund 12% und ist damit der geringste Anteil in ganz Belgien.

Die Hälfte der Arbeitslosen (50,2%) ist seit mehr als einem Jahr arbeitslos und zählt damit zu den Langzeitarbeitslosen. Nachdem in dieser Gruppe allmählich ein Rückgang festzustellen war, liegt mittlerweile wieder ein Anstieg vor. Dies dürfte v.a. darauf zurückzuführen sein, dass viele der registrierten Ukraine-Flüchtlinge mittlerweile mehr als ein Jahr arbeitslos sind. Allerdings ist die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen im ersten Quartal auch weiter angestiegen.

Sieht man sich die Qualifikationsstruktur an, so stellt man fest, dass 41% der Arbeitslosen niedrig qualifiziert sind, d.h. sie verfügen höchstens über den Abschluss der Unterstufe des Sekundarschulunterrichtes. 15% haben eine Lehre beendet, 26% das Abitur und 17% verfügen über einen Hochschulabschluss. In dieser Statistik wird kein Unterschied zwischen belgischen oder ausländischen Abschlüssen gemacht, d.h. auch nicht formal in Belgien anerkannte ausländische Abschlüsse werden wie inländische Abschlüsse gezählt.

Noch deutlicher als in der DG sind im ersten Quartal 2024 die Arbeitslosenzahlen in den anderen belgischen Regionen angestiegen. Den höchsten Anstieg hat Flandern gekannt (+12,5%), wobei dieser zu einem großen Teil auf zuvor nicht berufsaktive Personen zurückzuführen ist (freie Arbeitsuchende, vom ÖSHZ eingetragene Personen und Langzeitkranke), sowie auch dort auf Personen mit Migrationshintergrund (u.a. die ukrainischen Flüchtlinge). In der Wallonie beläuft sich der Anstieg auf +5,6%. Insgesamt liegt ein Anstieg in Belgien um +7,8% auf Quartalsbasis vor.

Die Arbeitslosenrate ist im März 2024 in Brüssel mit 16,4% nach wie vor am höchsten, gefolgt von der Wallonie mit 14,2% und schließlich Flandern mit 6,7% und der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit 6,4%.  Allerdings werden in Flandern im Gegensatz zu den anderen Regionen auch die Arbeitsuchenden in Ausbildung mit zur Arbeitslosigkeit gezählt. Dies ergibt für Belgien insgesamt eine durchschnittliche Quote von etwa 9,9% [1].

Rückläufige Zahl der Stellenangebote

Ein Indiz für die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist auch die Zahl der beim Arbeitsamt aufgegebenen offenen Stellen. Auch wenn nicht alle Stellenangebote dem Arbeitsamt gemeldet werden, spiegelt diese Zahl die konjunkturelle Entwicklung zumeist recht gut wider. So wurden im ersten Quartal 2024 dem Arbeitsamt nur noch 251 offene Stellen gemeldet (ohne Interim-Stellen), davon 82% von ostbelgischen Betrieben. Dies ist ein Rückgang um -25% im Vergleich zum Vorjahr.

 


[1] Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten muss man berücksichtigen, dass die Erfassungsmethoden je nach Region abweichen können. Nähere Erläuterungen zu den methodologischen Unterschieden finden Sie in den Downloads.

Downloads

Q1-2024 Pressetext Arbeitsmarktentwicklung

Arbeitsmarkt-Info Q1-2024 - Tabellen und Grafiken

Methodologische Unterschiede zwischen den Regionen